Deutschland muss das an den sowjetischen Kriegsgefangenen begangene Unrecht endlich anerkennen

Am 27. Januar wird vor dem Deutschen Bundestag Daniil Granin, Überlebender der Leningrad-Belagerung, sprechen. Volker Beck, innenpolitischer Sprecher, erklärt:

Es ist höchste Zeit, dass Deutschland die Verbrechen an den sowjetischen Kriegsgefangenen endlich als nationalsozialistisches Unrecht anerkennt und mit einer humanitären Geste verbindet.
Der Deutsche Bundestag sollte diese Frage in dieser Legislaturperiode endlich überparteilich lösen.
Das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen ist ein blinder Fleck in der deutschen Erinnerungskultur.
Nach der jüdischen Opfergruppe sind die ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen mit etwa 3 Millionen Toten die zweitgrößte Opfergruppe im  Nationalsozialismus gewesen. Unter KZ-ähnlichen Bedingungen wurden die sowjetischen Kriegsgefangenen millionenfach „durch Arbeit vernichtet“ oder man hat sie verhungern lassen. Der Schutzstatus des Kriegsgefangenen nach der Genfer Konvention, der ihnen ein Minimum an menschlichen Bedingungen garantiert hätte, wurde den sowjetischen Kriegsgefangenen (im Gegensatz zu den Kriegsgefangenen aus den westalliierten Streitkräften) vom NS-Regime bewusst verwehrt.
Dennoch hat der Bundestag die rassebiologische begründete Vernichtung der sowjetischen Kriegsgefangenen bis heute nicht als nationalsozialistisches Unrecht anerkannt und den überlebenden Opfern bislang jede humanitäre Geste verweigert.
Außenpolitisch wäre die Anerkennung dieses Unrechts ein wichtiges Zeichen der Versöhnung an die Völker der ehemaligen Sowjetunion. Gerade in Zeiten, in denen Putin und seine Regierung zu recht kritisiert werden, könnten wir zudem auch zeigen, dass wir ein Freund des russischen Volkes sind.

In einem gemeinsamen Antrag hatte SPD, Grüne und Linke in der letzten Wahlperiode eine Anerkennung und symbolische Entschädigung gefordert: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/137/1713710.pdf


Impressum