Kopftuch-Urteil begrüßt: Ein guter Tag für Religionsfreiheit und Respekt

Kopftuch-Urteil begrüßt: Ein guter Tag für Religionsfreiheit und Respekt

Zu dem zweiten Kopftuch-Urteil des Bundesverfassungsgerichts erklärt Volker Beck, Sprecher für Innen- und Religionspolitik:

Das ist ein guter Tag für die Religionsfreiheit. Das Bundesverfassungsgericht macht klar: Deutschland gründet nicht auf eine bestimmte Religion, sondern auf Religionsfreiheit und Gleichheit vor dem Gesetz.

Kopftuch, Kippa und Schleier gefährden den Schulfrieden nicht. Es ist gut, dass das Bundesverfassungsgericht das ein Stück weit nun auch so sieht. Die Feinde unserer offenen Gesellschaft sind nicht die Lehrerinnen und Lehrer, die ihren Glauben sichtbar bekunden, sondern diejenigen, die Vielfalt bekämpfen – als vermeintliche Alternative für Deutschland, als „Nationaldemokraten“, Pius-Brüder oder Salafisten.

Die Schule muss die Grundlagen für ein Zusammenleben in unserer pluralistischen Gesellschaft vermitteln. Da kann es nicht schaden, dass Schülerinnen und Schüler verschiedene Lebensentwürfe und Glaubensvorstellungen kennenlernen. Vor denen, die das in Frage stellen, darf der Staat nicht kapitulieren: sie sind die Gefahr, die bekämpft werden muss. Wenn konkret zu befürchten ist, dass der Schulfrieden gestört wird, sollte immer zunächst gegen den Störer vorgegangen werden. Und das ist in aller Regel nicht die Lehrerin mit dem Kopftuch.

Das Bundesverfassungsgericht stellt Kopftuch und Nonnenschleier endlich gleich. Das war überfällig: die Privilegierung christlicher Symbole in so manchem Landesgesetz war von vornherein offensichtlich verfassungswidrig. Denn Religionsfreiheit und nicht eine bestimmte Religion gehört zu Deutschland.


  • Bernd Kammermeier says:

    „Die Feinde unserer offenen Gesellschaft sind […] diejenigen, die Vielfalt bekämpfen …“

    Völlig richtig! Nur sollten Menschen in unserer offenen Gesellschaft auch die Haare offen tragen dürfen, wann immer ihnen danach ist. Ich bin für Multikulti, für eine pluralistische Vielfalt, daher gegen uniformierende Religionen, die nicht nur die Köpfe (inwendig und auswendig), sondern auch die Geschlechtsorgane ihrer Mitglieder uniformieren, gleichschalten.

    Multikulti setzt Freiheit voraus und gegenseitigen Respekt jeder individuellen Entscheidung, wie man/frau leben will. Dies sehe ich in einer religiös durchdrungenen Gesellschaft als nicht verwirklichbar an. Dogmen sind antimultikulti. Dogmen behindern unsere Zukunft. GOTT UND STAAT SEPARAT!

  • Uwe Schärf says:

    Sie stellen selbst fest, dass das Christentum privilegiert ist. Und welche Schlussfolgerung ziehen Sie daraus? Alle anderen, in erster Linie der Islam, sollen ebenfalls privilegiert werden. In dieser Gesellschaft will ich nicht leben. Die Konsequenz muss sein, allen Religionen die Privilegien zu entziehen. Das heißt sie gleich zustellen mit privatrechtlich organisierten Vereinen, wie z. B. den Karnevalisten.
    Wenn Sie den Nerv haben, sich auf die offene Gesellschaft zu berufen, und damit wohl auch auf Karl Popper, müsste Ihnen insoweit ein Licht aufgehen, dass Religionen nur dann gleichberechtigt sein können, wenn sie vom Staat unabhängig sind.
    Ich bin Atheist und wenn ich noch schulpflichtig wäre, wäre der Schulfrieden gewaltig gestört, nämlich dann, wenn ich Lehrern mit religiösen Symbolen gegenüber sitzen müsste.
    Und nun zum Kopftuch. Natürlich ist es in einer freien Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit, sich die Kleidung frei wählen zu können. Wir sollten aber nicht bewußt übersehen, dass speziell die jungen Mädchen in patriarchalischen Familien gezwungen werden, ein Kopftuch zu tragen. Ein Verbannen des Kopftuchs wäre ein Zeichen, für die offene Gesellschaft und es wäre ein Zeichen, dass unsere Gesellschaft die Freiheit junger, moslemischer Mädchen ernst nimmt.
    Wieder hat es sich gezeigt, dass Sie, Herr Beck, der individuellen Freiheit vollkommen verständnislos gegenüber stehen.

    • Bernd Kammermeier says:

      Vielen Dank für den klaren Kommentar. Wenn nur unsere Politiker auch diesen Weitblick entwickeln könnten.

  • Halina Bendkowski says:

    FDGO für Mädchen und Frauen bitte!
    Wenn schon so lufthoch und allgemein, dann bitte aber auch sich um die Mädchen und Frauen konkret kümmern, die dem Druck ihrer Väter und Brüder unterstellt bleiben.
    In meiner unmittelbaren Nachbarschaft habe ich ständig damit zu tun und in den Flüchtlingsheimen werden in herkömmlicher Respekt-Komplizenschaft die Mädchen und Frauen als erste von der Integration
    ausgeschlossen. Es ist ein Jammer, dass die GRÜNEN den Kampf für Menschenrechte für Frauen, um der Religionsfreiheit zur deren Unterdrückung aufgegeben haben.
    Halina Bendkowski


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