Claims Conference: Hilfe für Holocaust-Überlebende im Alter

Die Claims Conference hat über ihre jährlichen  Verhandlungen mit der Bundesrepublik Deutschland zu Nachbesserungen in Entschädigungsfragen berichtet. Insbesondere die Anerkennung von jüdischen Überlebenden der Pogrome im rumänischen Iasi, die bisher von Entschädigungsrenten ausgeschlossen waren, zählen dazu.

Zudem wurde der Fonds zur häuslichen Betreuung und Pflege bedürftiger Überlebender des Holocaust für das Jahr 2018 spürbar aufgestockt, so dass jetzt weitere Überlebende erstmals Leistungen erhalten können.

Volker Beck MdB und Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe, erklärt dazu:

„Den Überlebenden der Shoa schuldet Deutschland dauerhafte Unterstützung. Sie müssen frei von Not leben können und die Hilfe, Zuwendung und Unterstützung erfahren, derer sie bedürfen.

Dass die finanzielle Unterstützung aufgestockt wurde, ist ein wichtiges Signal und Zeichen der Anerkennung des Schicksals der Betroffenen, die im Alter oft vor besonderen Herausforderungen stehen.

Viele der Überlebenden leiden heute im Alter unter sozialer Isolation, an Traumata, Einsamkeit und Angstzuständen. Psychosoziale Programme helfen den Überlebenden, einen würdevollen Lebensabend zu ermöglichen und brauchen daher jede Unterstützung. Im Angesicht der kriegerischen und terroristischen Gewalt in Israel ist die psychosoziale Hilfe für Überlebende des Holocaust dort von besonderer Bedeutung.

Ich fordere die Bundesregierung auf, in den nächsten Jahren bei der Unterstützung für Überlebende des Holocaust nicht nachzulassen und ihnen so einen würdigen Lebensabend zu ermöglichen. In zu vielen Fällen mussten Opfer auf ihre Anerkennung und Entschädigung warten und bis heute versuchen wir im Bundestag, Nachbesserungen zu erreichen.“

Eine der größten psychosozialen Hilfsorganisationen für Überlebende des Holocaust ist AMCHA, die vor 30 Jahren von Überlebenden als Selbsthilfeorganisation gegründet wurde.

Lukas Welz, Vorstandsvorsitzender von AMCHA Deutschland:

„Auch 30 Jahre nach Gründung steht AMCHA vor großen Herausforderungen. Die Zahl der Hilfesuchenden nimmt jedes Jahr zu und hat 2016 einen neuen Höchststand erreicht. Damit hatten wir selbst nicht gerechnet. Seit 2006 hat sich die Zahl von knapp 9.700 auf 19.900 Menschen mehr als verdoppelt.

Das hohe Alter vieler Überlebender führt zudem dazu, dass die psychologische und soziale Hilfe verstärkt zu Hause, in Altenheimen und Hospizen organisiert werden muss, was Organisationen wie AMCHA vor organisatorische Herausforderungen stellt. Auch hier stieg der Bedarf von etwa 11 Prozent Anteil der Gesamttherapiestunden im Jahr 2006 auf nunmehr 31 Prozent im vergangen Jahr.

Gerade im Alter werden die traumatisierenden Erinnerungen zur Belastung, wenn das soziale Netz schwächer wird und die Einsamkeit zunimmt.“

 


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